Das Märchen vom Schutz, der zu teuer ist
Rund 7 Milliarden Euro werden die Versicherer für die Schäden bezahlen müssen, die die Unwetterfront „Bernd“ vom 13. bis 18. Juli vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern und Sachsen anrichtete. Die tatsächlichen Zerstörungen sind noch gravierender.
Die große Masse der Schadenzahlungen – 6,5 Milliarden Euro – entfallen davon auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe, dazu kommen etwa 450 Millionen Euro für Kraftfahrzeuge. Damit ist die Sturzflut die schadenreichste Naturkatastrophe in Deutschland. Die tatsächlichen Unwetterschäden liegen indes noch weit über den aktuellen Schätzungen, da bundesweit nur 46 Prozent der Häuser vor Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser geschützt sind. Viele Hausbesitzer wissen nicht, dass ihre alten Verträge diesen Schutz nicht umfassen. Andere verzichten nach Einschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sogar bewusst darauf. Denn Vorurteile halten sich hartnäckig: Zum einen wird behauptet, die Versicherer bieten keinen Elementarschutz an. Fakt ist aber, dass über 90 Versicherer entsprechende Policen für Wohngebäude und Hausrat bereithalten. Außerdem heißt es, der Elementarschutz sei zu teuer. Zahlen der Stiftung Warentest und von Internet-Vergleichsportalen besagen aber, dass über 90 Prozent der Gebäude hierzulande in Gebieten mit niedrigerem Risiko liegen.
Schutz für unter 100 Euro jährlich
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kann im Schnitt für unter 100 Euro im Jahr versichert werden. In der nächsthöheren Zone, in der etwa sechs Prozent der Häuser liegen, sind es etwa 200 oder 250 Euro. In Zone drei können es 500 Euro sein – je nach Selbstbehalt und Umfang der Präventionsmaßnahmen. „Selbst in exponierten Gebieten der Zone vier sind die Prämien bezahlbar, wenn Sie bereit sind, einen Teil der Schäden selbst zu tragen und der gesetzlichen Pflicht zur Prävention nachzukommen“, betont eine GDV-Sprecherin. „Wenn bei einzelnen Objekten die Schadengefahr vergleichsweise hoch ist, sollte man zusammen mit seinem Versicherer eine individuelle Versicherungslösung ausarbeiten.“ Für Immobilien an Flussläufen, die regelmäßig Hochwasser führen, gibt es beispielsweise Lösungen, in denen das Erdgeschoss, das oft überflutet wird, nicht versichert ist und der Schutz mit dem ersten Obergeschoss beginnt. Aufgrund der Hochwasserlage sind die Erdgeschosse häufig gefliest ist und enthalten keinen wertvollen Hausrat. Zudem können Eigenheimbesitzer mit Präventionslösungen rund ums Haus ihr Überschwemmungsrisiko signifikant senken. Hierzu gehören z. B. druckdichte Fenster oder Dammbalkensysteme für die Türen. Die Empfehlungen des GDV können hier nachgelesen werden: https://www.gdv.de/de/themen/news/starkregen-kann-jeden-treffen--wie-sie-ihr-haus-schuetzen-und-wer-hilft-49026
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